Hybride Arbeitswelt und die damit einhergehenden Veränderungen im Führungsverhalten

6. Oktober 2022 | Tamara Zielke von OPES und Gastgeberin HR-Community Zentralschweiz

Spätestens seit COVID-19 ist hybrides Arbeiten in aller Munde – doch was bedeutet dies genau? Was sind die Chancen von hybridem Arbeiten und was die Gefahren? Wie haben sich die Aufgaben der Führungskräfte in diesem Zusammenhang verändert?

Hybride Arbeit bezeichnet eine zeit- und ortsunabhängige Form der Arbeit, bei der Arbeitnehmende nicht mehr jeden Tag im Office verbringen, sondern zu Teilen im Büro und ausserhalb des Büros arbeiten. Es gibt verschiedene hybride Arbeitsmodelle und noch viel mehr Bezeichnungen dafür. Ein mögliches Modell ist:

  • Office First: Der primäre Arbeitsort ist das Büro. Das Arbeiten ausserhalb des Büros ist nur in Ausnahmefällen vorgesehen.
  • Teilflexibel: Mitarbeitende können an festgelegten Tagen ausserhalb des Büros tätig sein.
  • Vollflexibel: Mitarbeitende wählen täglich neu, von wo aus sie arbeiten möchten.
  • Remote First (zu verstehen als ‹beliebiger Arbeitsplatz ausserhalb des Büros›): Der primäre Arbeitsort ist remote. Das Arbeiten im Büro ist nur in Ausnahmefällen vorgesehen.

Damit einhergehend verändern sich auch die Anforderungen an die Führungskräfte. Nebst den hybriden Arbeitsmodellen stellen Megatrends wie Digitalisierung oder Globalisierung Unternehmen vor immer wieder neue Herausforderungen. So sind zum Beispiel auch neue Arbeitskonzepte (Homeoffice, flexible Arbeitsmodelle, geteilte Führung oder Führung auf Distanz) zu berücksichtigen. Daraus ergeben sich Spannungsfelder für Führungskräfte:

Abbildung: Eigene Darstellung

Die Aufgaben der Führungskräfte, welche sich aufgrund der laufenden Veränderungen ergeben, lassen sich gemäss Kruse (2007) wie folgt darstellen:

Old SchooldrgNew School
  • Stabilität managen
  • Dynamik und Veränderungen managen
  • Bestehendes optimieren
  • Sinn stiften
  • Organisieren und steuern
  • Intelligenz anderer moderieren
  • Zielvereinbarungen aushandeln
  • Innovationen ermöglichen und vorantreiben
  • Controlling betreiben
  •  

    Folgende Chancen und Gefahren birgt das hybride Arbeiten für Führungskräfte:

    Chancen

    • Das Unternehmen wird als sozialer Ort der Zugehörigkeit betrachtet.
    • Es entsteht ein Möglichkeitsraum für Begegnungen, Austausch und gemeinsame Innovation.
    • Die Führungsarbeit gewinnt an Bedeutung und die Führung wird zum Bindeglied zwischen den Beschäftigten und dem Unternehmen.

    Gefahren

    • Der Arbeitsplatz wird als einsam empfunden.
    • Die Arbeitserfahrung wird bspw. durch weniger Pausen (gesundheitsschädlich) und eine verdichtete Taktung der Meetings insgesamt intensiviert. Darunter leidet die Work-Life-Balance und es droht Erschöpfung.

    Daraus können Möglichkeiten sowie Herausforderungen für Führungskräfte abgeleitet werden:

    Möglichkeiten

    • Mehr Flexibilität für Bewerbende: Talente können von überall auf der Welt arbeiten, wenn die Rolle im Unternehmen dies zulässt.
    • Zufriedene Mitarbeitende: Durch eine ausgeglichene Work-Life-Balance werden bessere Arbeitsleistungen erzielt.

    Herausforderungen

    • Kommunikation: Es kann zu technischen Problemen und Missverständnissen kommen.
    • Koordination: Es entstehen ‹Bruchlinien› zwischen Mitarbeitenden im Büro und Mitarbeitenden, die remote arbeiten.
    • Zusammenhalt: Der Erhalt von sozialen Beziehungen ist erschwert.
    • Kreativität: Das Brainstorming und die Ideenfindung verlaufen weniger fruchtbar als spontane, persönliche Gespräche, die zu Eingebungen führen können.
    • Unternehmenskultur: Die Sozialisierung von neuen Mitarbeitenden ist erschwert, zumal eine Entfremdung von bestehenden Mitarbeitenden droht.

    Fazit

    Führungskräfte müssen sich immer schneller mit Veränderungen auseinandersetzen. Sofern sie die Chancen und Möglichkeiten, welche hybrides Arbeiten mit sich bringt, nutzen und die Gefahren und Herausforderungen kennen, werden sie als Vorgesetzte langfristig erfolgreich(er) sein. Gleichzeitig kann damit die Begeisterung für den Kunden, die Tätigkeit und auch die Attraktivität als Arbeitgeberin gestärkt werden.